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Alsatia: Studentenverbindung in Frankfurt am Main

Farben der Alsatia: Rot-Weiß-Blau



Unsere Geschichte

Wappen der Alsatia
Wappen der Alsatia

Alsatia bedeutet »Elsaß«: Dort wurde unsere Turnerschaft gestiftet, am 19. Mai 1881 in Straßburg. Die Stifter entschieden sich für eine Verbindung klassischen Typs: farbentragend und schlagend. Noch im selben Jahr, am 9. Juli 1881, trat Alsatia dem Vertreterconvent (VC) bei, dem Zusammenschluß der Turnerschaften an den deutschen Hochschulen.

Alsatia bot damals – als akademische Vollkorporation – eine Alternative zum unangenehmen Nationalismus von Corps und Burschenschaften und hatte damit einen schweren Stand. Entgegen allem äußeren Druck wurde 1893 das Toleranzprinzip festgestellt. Alsatia definierte sich als Verbindung »von frischem, burschikosem Geist, ohne politische oder konfessionelle Tendenzen. Wenn schon von politischer Einstellung geredet werden soll, so soll sie liberal sein, wie es dem Geist der Universität entspricht.«

Die 1872 gegründete Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg – Nachfolgerin der seit 1567 bestehenden alten Universität der Freien und Reichsstadt Straßburg – galt als weltoffene, ausgesprochene »Arbeitsuniversität«, die über eine der größten deutschen Bibliotheken verfügte und an der bedeutende Köpfe lehrten. Es seien hier nur einige Namen genannt: die Juristen Laband und Binding, der Mediziner Kußmaul, der Nationalökonom Brentano, Nobelpreisträger Braun sowie die Chemiker Bayer und Thiele und der Mathematiker Weber. Straßburg erhielt als erste Universität Lehrstühle für Musikwissenschaft und Kunstgeschichte. So ergab es sich, daß bis zu zehn Prozent der Studenten Ausländer waren, von denen stets einige als Gäste bei Alsatia verkehrten.

1886 wurde der Altherrenverband gegründet, der heute noch als eingetragener Verein besteht und die Aufgabe hat, den studierenden Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Ende 1912 gelang es, in der Richard-Wagner-Straße in Straßburg ein Grundstück für ein Verbindungshaus zu erwerben, doch setzte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges weiteren Plänen in dieser Richtung ein Ende. Der gesamte Aktivenverband wurde eingezogen; der Bund mußte suspendieren.

Die Bundesbrüder, die den Weltkrieg überlebt hatten, sammelten sich an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, da hier das Elsaß-Lothringer Institut die Traditionen der Straßburger Universität fortsetzte. Am 3. Februar 1919 wurde der Bund in Frankfurt wiedereröffnet. Aus gleichen Gründen ließen sich die Straßburger Turnerschaft Cheruscia, die Straßburger Landsmannschaft Teutonia, das Straßburger Corps Palaio-Alsatia und weitere Korporationen anderer Verbände in Frankfurt nieder.

Haus der Alsatia in der Elsheimerstraße
Haus der Alsatia in der Elsheimerstraße

Es folgten Jahre des Wiederaufbaus und der Erstarkung. Zwar war der Beginn recht bescheiden, denn in jener Zeit herrschte bittere Not, und man war zunächst froh, in düsteren Hinterstuben verschiedener Bierwirtschaften des Universitätsviertels Bockenheim unterzukommen. Doch bald fanden die Bundesbrüder ein gemütliches Heim in der Bleichstraße am Eschenheimer Turm, und schließlich konnte in der Elsheimerstraße im Westend ein repräsentatives Haus erworben werden.

Als im Januar 1933 die NSDAP an die Regierung kam, gerieten die Korporationen immer mehr unter Druck, waren sie doch als echt demokratische Einrichtungen (sämtliche Entscheidungen basieren auf dem Mehrheitsstimmrecht und werden auf Antrag in geheimer Abstimmung getroffen) den damaligen Machthabern mit ihren totalitären Ansprüchen ein Dorn im Auge. So kam es, daß sich die am 23. März 1920 in Frankfurt gegründete Turnerschaft Rhenopalatia im VC, zu der bereits engste freundschaftliche Beziehungen bestanden, mit Alsatia vereinigte, um gemeinsam den Anfeindungen besser widerstehen zu können. Es half jedoch nichts. Ende 1935 wird Alsatia vor die Alternative gestellt, sich entweder mit dem gesamten Vermögen der NS-Studentenschaft einzugliedern oder sich aufzulösen. Alsatia entschließt sich während des 55. Stiftungsfestes 1936 zur Suspension.

Zwar konnten die Machthaber des »Dritten Reiches« den äußeren Rahmen des Bundes sprengen, nicht jedoch die Verbindung, die unter den einzelnen Bundesbrüdern gewachsen war, die nach dem Lebensbundprinzip ein ganzes Leben lang halten sollte und nun ihre Feuerprobe bestand. Die Bundesbrüder trafen sich weiter im privaten Kreis und hielten den Kontakt untereinander, auch während des ganzen Zweiten Weltkrieges und der schweren Jahre danach.

Viele, besonders aus dem Osten vertriebene Bundesbrüder, fanden mit ihren Familien freundliche Aufnahme. Auch berufliche Hilfen konnten gegeben werden. Der Bund hatte sich in seinem Innersten bestätigt.

Nach 14jähriger Zwangspause begannen die Bundesbrüder nun zum zweiten Male, den Bund wiedererstehen zu lassen, wenn auch unter anderen, viel schwereren Umständen als 1919. Am 19. Mai 1950 wagte man die Wiedereröffnung an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Man knüpfte an die alten Traditionen an und bemühte sich, einen neuen, zeitgemäßen Stil zu finden.

Haus der Alsatia in der Dürerstraße
Haus der Alsatia in der Dürerstraße

So lebte das alte Brauchtum wieder auf, denn die jungen Aktiven hatten noch keine eigenen Erfahrungen. Farbentragen und die Mensur wurden erneut eingeführt, da sie sich als verbindende Elemente bewährt hatten. Im Keller des halbzerstörten Hauses eines Alten Herrn in Universitätsnähe fand man eine erste Bleibe, später dann im Keller eines Neubaues in der Mendelssohnstraße ein etwas geräumigeres Heim.

Am 12. Mai 1951 schlossen sich in Coburg der Verband der Turnerschaften (VC) mit dem Verband der Landsmannschaften (DL) zum »Coburger Convent der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen« (CC) zusammen. Alsatia wurde dadurch zur »Turnerschaft im CC«.

In dieser Zeit entwickelte sich auch ein Freundschaftsverhältnis mit der Altherrenschaft der aus Breslau vertriebenen Turnerschaft Suevia. Zusammen konnte man Pfingsten 1956 das 75. Stiftungsfest der Alsatia feiern. In Hamburg gab man dann Unterstützung zur Wiedereröffnung eines eigenen Aktivenverbandes Suevia Hamburg.

Ein weiterer Höhepunkt im Leben der Alsatia war der Pfingstkongreß des CC in Coburg 1960, dessen Präsidium der Turnerschaft in diesem Jahr zustand und der über hundert Alte Herren mit ihren Familien und Aktive in Coburg zusammenführte.

Nach Zwischenstationen in Mietwohnungen im Frankfurter Westend gelang es, ein repräsentatives Haus in der Dürerstraße zu erwerben. Im November 1962 fand die Verbindung mit der Einweihung dieses Hauses wieder einen festen Mittelpunkt für das Bundesleben. Die oberen Stockwerke wurden durch unseren Hausbauverein Burse als Studentenheim ausgebaut. Die Zimmer wurden oftmals über die Zimmervermittlung der Universität vermietet.

Heutiges Haus der Alsatia in der Schwarzwaldstraße
Heutiges Haus der Alsatia in der Schwarzwaldstraße

Alsatia versteht sich als Teil der Universität und der Studentenschaft. Als im Jahre 1952 die Universität die eingetragenen Korporationen um Mithilfe beim Aufbau des Studentenhauses bat, waren wir mit Schaufel und Spaten zur Stelle. Unserem Wunsch, einen Raum für alle Korporationen zu erhalten, wurde gleichwohl leider nicht entsprochen.

Im Jahre 1983 wird der Umzug in das jetzige Verbindungshaus in der Schwarzwaldstraße 140 im Frankfurter Stadtteil Niederrad vollzogen, in einer der bevorzugten Wohngegenden Frankfurts, unweit der medizinischen Fakultät und in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Stadtwaldes.